zur Blog Übersicht

Corona, die Krönung des Irr-Sinns (Teil 3)

SpaceX im sinn- und luftleeren Raum

Corona, die Krone des Irrsinns (3)

In meinem letzten Blogpost ging ich auf die Gründe ein, warum der Umstieg auf ein nachhaltiges Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell nicht gelingt. Es ist das Ver-/Beharren auf einem Wohl-Stands-Modell, das immer mehr Zerstörung und Un-Wohl-Stand in großen Teilen der Welt verbreitet. Dabei wäre es einfach, diesen Irrtum aufzulösen, in dem wir die Fehler im Wirtschaftsdenken einsehen und den Stillstand zu tiefgreifenden Veränderung beenden.

Doch anstatt das zu erkennen, machen sich immer mehr Beharrungstendenzen breit. Die Rechthaberei, der Mangel an Selbsteinsicht und fehlender Mut zu neuen Ufern aufzubrechen stellen bei Menschen, Wirtschaftsunternehmen und politischen Parteien das größte Problem für die Umsetzung einer konsistenten Handlung hin zur nachhaltigen, fairen Gesellschaft dar. Es will einfach keiner diesen Irrtum zugeben. Durch diese irrtümliche Pfadtreue werden durch die Dysfunktionalität der Wirtschaft immer größere Systemfehler sichtbar, die in einer immer größeren Armutsschere, Demokratie-Erosion, Arbeitslosigkeit, Finanzkrise(n) und Klimakrise(n) münden.

Systemfehler bezeichnet man als solche, die die Wirtschaft aus sich selber heraus erzeugt. Sehr viele Wirtschaftskrisen entstehen eben nicht durch äußere Krisen (z.B. Coronavirus oder Bankenkrise 2008). Sie sind vielmehr hausgemacht. Deshalb hilft es nicht, einfach "noch mehr Wirtschaft" in die Gesellschaft und die Natur zu pumpen. Es wird dadurch nur noch schlimmer.

Da die Wirtschaft alle anderen Sphären der Gesellschaft (kuturelles und soziales Leben) inklusive der Natur dominiert und keines dieser Lebensräume mehr unabhängig durch (ur-)eigene Gesetzmässigkeiten funktioniert, kippen alle Systeme durch den wirtschaftlichen Allmachtsglauben. Die Wirtschaft infiziert und erdrückt so das soziale, ökolgische und kulturelle Leben. Jedoch ist nicht nur die wirtschaftliche Allmacht das Problem, sondern wie beschränkt Wirtschaft gemeinhin gedacht wird. Denn neben der neokapitalistischen Ökonomie gibt es z.B. die Commons Ökonomie, die Ökologische Ökonomik und die Care Ökonomie.

Eine meiner zentralen Thesen in diesem Blogpost zum Thema Corona ist, dass das Virus die Wirtschaft deshalb erschüttert, da die Tiere als wirtschaftliche Güter (auf Märkten) be- und gehandelt werden. Dadurch, dass (Wild-)Tiere aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen und eingesperrt werden entsteht eine Misshandlung, aus der heraus Viren durch die erzwungene Nähe zum Menschen auf diesen überspringen.

Die aktuellen Geschehnisse in den USA stehen sinnbildlich für andere, schwere Systemfehler. In keinem anderen westlichen Land der Welt tritt der (a)soziale Un-Wohl-Stand gepaart mit Demokratie-Erosion offener und breiter zutage. Und in keinem Land tritt die dumme Pfadtreue zur neoliberalen Wirtschaft offener (aber auch grotesker) zutage wie dort. Während das Land in Flammen menschlicher Gewaltexzesse aufgrund des Un-Wohl-Stands aufgeht, startet eine bemannte US-amerikanische Rakete der SpaceX mit viel Jubel erstmals nach 9 Jahrren wieder ins All.

Corona, die Krone des Irrsinns (3)

Langfristiges Unternehmensziel von SpaceX: Die Besiedlung des Mars durch den Menschen. Während die USA (sinnbildlich für die westliche Welt) also das soziale / ökologische Klima im Land vergiften und das friedliche Zusammenleben langsam aber sicher implodiert, setzt das Unternehmen Milliarden daran einen fremden Planeten zu besiedeln, auf dem wir Bürger mit Beatmungsgeräten in Raumanzügen und Kopf-Glasglocken am Leben erhalten werden sollen. Das Verstörende ist aus meiner Sicht nicht, dass man solche ver-rückten Unternehmensziele verfolgt, sondern dass man in der SpaceX Marketing-Zentrale ernsthaft glaubt, dass dieses klaustrophobische Mars-Menschen-Dasein für uns Konsumenten attraktiv ist. Das Marketing dieses bekloppten, kinetischen Expressionismus soll offenbar Menschen ansprechen, für die der Sinn für Schönheit in der Natur keine Rolle mehr spielt. Denn die gibt es da oben nicht.

Die Geschehnisse in den USA stellen die größte Schwäche unseres wirtschaftlichen Denkens schonungslos zur Schau: Die Wirtschaft handelt ohne Kontext, ohne Umwelt und aus einer völlig luft- und sinnentleerten Perspektive auf uns Erdenmenschen. Während Unternehmen wie SpaceX die allgegenwärtige Prämisse des „immer schneller, höher, weiter“ zu neuer Blüte treiben, verlieren Länder wie die USA endgültig den sozial und ökologisch fruchtbaren Boden unter den Füßen.

Einer der Hauptgründe für diese Desaster ist die Tatsache, dass unsere Wirtschaft eine irrationale, zerstörerische Ideologie und keine auf umfangreichen Fakten und Forschung basierende Wissenschaft ist. Dass der egoistische Nutzen von Personen und Unternehmen in der Wirtschaft über den Markt automatisch in das Gesamtwohl der Gesellschaft einfließt, ist genauso wie andere, zentrale ökonomische Thesen ein Mythos. Die neoliberale Mainstreamökonomie kann sich von diesen längst wiederlegten Grundannahmen und den zugrunde liegenden Wirtschaftsmodellen jedoch nicht lösen. Wir brauchen uns nicht über das Aufkommen von „Fake News“ wundern oder gar beschweren, wenn verantwortliche Ökonomen und Politiker uns immer noch Glaubenssätze dieser Art weismachen wollen.

In der Zeit von Konjunkturmodellen ist es überfällig, dass wir deutsche Wirtschafts- und Finanzminister als Märchenonkels bezeichnen, wenn sie uns von der Sinnhaftigkeit der Rettung der Lufthansa oder der fossilen Automobilindustrie überzeugen wollen. Denn während sie den Rat der Wissenschaft und sogar der IG Metall stoisch ignorieren, erzählen sie uns Steuerzahlern Märchen des freien, neoliberalen Marktes. Ihre Antwort auf die Systemkrise Wirtschaft sind verantwortungslose Rettungspakete für Unternehmen mit Steuergeldern zu finanzieren. Angesichts dieser misslichen Lage wäre eher eine Abwrackprämie für Minister der Bundesregierung angesagt, um sie mit solchen Menschen zu ersetzen, die wirklich nachhaltig denken und sozial verantwortlich Handeln wollen.

Corona und das Marsmenschendasein

Bei genauer Betrachtung der gerade beschlossenen Lufthansa-Rettung fällt auf, dass sich die Bundesregierung noch nicht einmal in ihrer einfältigen, eindimensionalen, ökonomischen Zahlenwelt auskennt. Denn dem betrogenen Steuerzahler wie mir ist klar, dass es ein Minusgeschäft für uns sein wird. Denn der Flugverkehr wird durch Corona wahrscheinlich noch bis Ende 2021 stark eingeschränkt bleiben.

Und wenn wir dazu noch die Klimaziele ernst nehmen würden, dürfte bis 2050 keine einzige Tonne CO2 mehr im Flugverkehr entstehen. Fraglich, ob sich das notwendige Fluggast-Minimierungsziel mit den Wachstumswünschen der Luftlinien-Shareholder vereinbaren lässt. Noch fraglicher ist, ob eine schrumpfende Lufthansa ihre Schulden an uns Bürger zurückzahlen kann.

Trotzdem retten Staatssekretäre der Bundesregierung unser ach so wichtiges Traditionsunternehmen mit 9 Mrd. Euro. Einen Verlust, den das Unternehmen schon nach 2 Monaten (!) Coronakrise eingefahren hat. Too big to safe, I would say!

Wenn SpaceX ihr Ziel erreicht und uns die Besiedlung des Mars mit Menschen gelingt, haben wir zumindest die Utopie widerlegt, dass ein Raum existiert, in dem (bis auf ein bisschen Staub und Steine) absolut nichts mehr gekauft und konsumiert werden kann.

Quelle zu diesem Text: C.Felber: This is not Economy (2019)

Ich freue mich auf Ihr Interesse im 4.Teil dieser Reihe.

Ihr

Benjamin Holtz

Zurück

Kommentare

Kommentar von S. Holtz |

lustig: Abwrackprämie für Politiker!=gelungener Witz

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 3 plus 7.