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Energiemanagement in der Zeitenwende

Vorträge in der Berliner Immobilienbranche

Sofortprogramm Klimaschutz

Die Gebäudeenergie hat sich durch die zunehmend verschärfende Energie- und Klimakrise zu einem Top Thema auch für das Immobilienmanagement entwickelt. Während auf Mieter*Innenseite [hier] zunehmend Strom und Wärme zum echten Stresstest werden, machen sich Eigentümer*Innen von Immobilien immer mehr Gedanken darüber, wie sie den Werterhalt Ihrer Immobilien nachhaltig sichern können. Dazu hielten wir eine Reihe von Vorträgen für die Berliner Immobilienwirtschaft.

Denn Regulierungen zum Klimaschutz auf EU-Ebene [hier] und im Bund [hier] erzeugen immer mehr Handlungsdruck. Die Kluft zwischen tolerierten CO2 Emissionen und notwendigen Treibhausgas-(THG)-Einsparungen wird immer größer. Gestern erst ist [hier] das Klimaschutz-Sofortprogramm der Bundesregierung wegen Ermangelung effektiver Klimaschutzmaßnahmen der Minister*Innen gescheitert. Es ist gerade auf dieser Entscheidungsebene irrsinnig zu glauben, man könne klimaschädliche, individuelle und wirtschaftliche Freiheiten mit dem jetzt lebensnotwendigen Klimaschutz verhandeln! Damit befeuert man realitätsferne Ideologien, die man in Zeiten von Querdenkern eigentlich politisch bekämpfen will.

Auch wenn nun schon ab 2024 Gasheizungen in Gebäuden verboten werden sollen, werden Energieeffizienz und Erneuerbare Energien (EEEE) alleine die Emissionen nicht entscheidend reduzieren. Solange Klimaschutz nur als technisches Problem gesehen wird, werden wir auf dieser Erde auch weiterhin nicht nachhaltig leben können. Dazu muss Suffizienz als Ausdruck einer neuen Lebensweise im postfossilen Zeitalter dazukommen. Diese Notwendigkeit von technischer Anpassung durch EEEE und kultureller Veränderung haben wir bei Atum durch Blog- und Fachbeiträgen [hier] zu einer neuen Kultur der Lebendigkeit verbunden.

Sofortprogramm Klimaschutz

Es freut mich, dass diese ganzheitliche Sichtweise der Atum auf das Energiemanagement der Zukunft nicht nur wahrgenommen, sondern auch ernst genommen wird. In den letzten Wochen haben wir für unser Energiemanagement der Zeitenwende in Berlin mehrere Fachvorträge gehalten. Zu den Adressaten gehörten die Becker & Kries Holding GmbH & Co. KG genauso wie die S IMMO Germany GmbH und die Accentro GmbH.

Eine Zusammenfassung des Vortrages bei Becker & Kries mit der Überschrift: Zeitenwende: Energie für die postfossile Kultur! finden Sie unten. Ich denke, dass der Vortrag das Verständnis dieser postfossilen Kultur der Lebendigkeit eindrücklich darlegt.

CO2-Minderungspfad
Quelle: Prof. G. Seckmeyer (2022)

CO2-Minderungspfad für 1,5°C (2020, global)

Die Grafik verdeutlicht den strategischen Irr-Sinn der Vergangenheit bis heute. Der schwarze Graph globaler THG Emissionen steigt seit 1980 permanent an. Doch das wirklich eindrückliche der Kurve ist, wie steil sie in nur 8 Jahren von 2022 bis 2030 nach unten fallen muss, um innerhalb des in Paris vereinbarten 1,5° C-Ziels zu bleiben. Stellen Sie sich einmal vor wie steil die Kurve wird, wenn wir weiter wenig bis nichts tun und die Kurve bis 2030 weiter ansteigt? Dann hilft nur noch, alle fossilen Verbrennungen per Schalter sofort abzustellen! Bedenkt man die Schnelligkeit und die Dimension der notwendigen Veränderungen, dann kann das eigentlich nur noch dann gelingen, wenn wir unser persönliches und gesellschaftliches Verhalten sofort und grundlegend ändern. Technische Infrastrukturen für EEEE können neben Kapazitätsproblemen in dieser Schnelligkeit global nicht grundlegend geändert werden! Noch einmal zur Erinnerung: Das 1,5° C-Ziel soll die Klimaeffekte auf der Erde in einem erträglichen Maße halten. Es ist eigentlich nicht mehr verhandelbar und vereinbartes Völkerrecht auf der Welt. Und doch hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gerade [hier] mitgeteilt, dass wir 2026 zumindest schon für einige Jahre bereits das 1,5° Ziel überschritten haben werden.

Earth Overshoot Day

Die tote Masse und das Leben

Der Diesjährige Earth-Overshoot day fiel auf den 04.05.2022. Ab diesem Zeitpunkt brauchen wir in Deutschland eine 2. Erde, um unseren Konsum weiterzuführen. Die Masse aller vom Menschen hergestellten Objekte weltweit hat sich seit 1900 alle 20 Jahre verdoppelt! Damals bestand sie aus 3 % der lebenden Biomasse. Heute hat sie erstmals das Gewicht der lebendigen Wildtiere überschritten. Die Wildtiermasse ist gleichzeitig in den letzten 50 Jahre um 4/5 geschrumpft. Jede Woche entstehen neue Produkte, die zusammen genommen dem Äquivalent des Körpergewichts aller Menschen zusammen entsprechen. All das muss aus der lebendigen Umwelt, aus Flüssen, Meeren, Wäldern und Böden vorher entnommen worden sein. Denn wo sollen sie denn sonst herkommen? Eines ist dadurch klar: Heute findet eine Umwandlung der lebendigen in eine tote Welt statt.
(Quelle dieser Zahlen: Welzer H. (2022): Nachruf auf mich selbst. Dieser referenziert auf das israelisches Weizmann-Institut)

Leo Tolstoi
Quelle: Wikipedia zu Leo Tolstoi

Leo Tolstoi:

„Alle wollen die Welt
verändern, aber keiner
sich selbst.“


Die Auswirkungen der fossilen Kultur - so viel ist jedem hoffentlich klar geworden - ist eine Zumutung für das Leben auf der Erde. Die notwendige Energiewende fand seit Gründung der Atum 2010 nicht statt, weil nicht viele Menschen, politische Parteien oder Unternehmen bereit waren, sich zu ändern. Ich habe mich immer gefragt wie es möglich sein soll die größte Transformation der Menschheit zu bewältigen, ohne in erster Linie im Blick zu haben alles ändern zu wollen und zu müssen. Es macht aufgrund der Dimension der Veränderung keinen Sinn zu fragen, wer sich verändern muss und wer nicht. Oder ob wir Individuen etwa überfordert sind mit den kommenden Veränderung klar zu kommen und wie viel davon überhaupt sozial zumutbar ist. Denn sicher ist: Alle müssen sich entschieden und grundlegend verändern. Jetzt und gleichzeitig. Wenn wir das nicht machen, wird uns die Veränderung durch die Klimaerhitzung aufgezwungen. Wenn wir es jedoch mutig tun, werden wir Gestalter und Frontläufer mit erheblichen Wettbewerbs- und Zukunftspotentialen.

Klimaschutzgesetz

Der Mensch in seiner natürlichen Umgebung

Die Schaubilder unten gehen auf einen Blogeitrag der Atum [hier] zurück. Sie zeigen im Laufe der Zeit v.l.n.r. die Beziehung des Menschen zu seiner natürlichen Umwelt, der Natur. Hier vor allem wichtig ist die historische Darstellung über die Nähe des Menschen zu seiner Natur in Zeiten der Wildbeuter (l.) und Landwirte (m.)…diese Nähe löst sich mit der Industrialisierung (r.) auf. Die zentrale These meines Vortrages lautet: Sie kommt in der Nachhaltigkeitskultur bzw. in der Kultur der Lebendigkeit wieder zurück!

Die zeitgeschichtliche Abfolge verdeutlicht die Antriebsenergie des Menschen, die er für seine Ernährung, für seine Produktivität und seine Mobilität benötigte. Erst setzte er seine eigene, dann die Kraft von Tieren und bis jetzt die von Maschinen ein.

Die Menge an Energie entspricht heute dem 50-fachen pro Person gegenüber der Zeit von vor 12.000 Jahren! Jeder Mensch heute erzeugt also so viel Energie pro Tag wie in 2.000 Pizzen stecken. Natürlich nutzt er diese Energiemenge schon lange nicht mehr nur zum Überleben wie zu zeiten der Wildbeuter, sondern für ausgeprägten Konsum auf allen Ebenen und seiner ständigen Mobilität! Die Werkzeuge, die wir in der Industrialisierung erschaffen haben, ermöglichen durch die fossile Antriebsenergie eine irr-sinnige Produktivität, aber erzeugen auch eine große Distanz zur Natur.

Die unnatürliche Umgebung als Ergebnis des menschlichen Kulturlebens

Die Geschichte der Produktivität hat also immer unmittelbar mit der Lebens- und Arbeitsweise von uns zu tun. So schaffen wir ein kulturelles Leben mittels Werkzeugen, das nicht natürlich ist und das uns parallel zur Natur umgibt. Nicht nur, dass die Energiemenge den Umfang der Produktion an Nahrungsmitteln, Konsumgüter und Mobilität ausmacht, sondern sie prägt auch immer die Lebens- und Arbeitsweisen von uns in sozialen / wirtschaftlichen Zusammenhängen.

Durch die angeblich unbegrenzt vorhandene Menge an fossilen Energien und Ressourcen ab der Industrialisierung schuf die enorme Antriebsenergie über Erdöl, Kohle und Erdgas eine ruhelose Konsumkultur. Frei nach dem Motto immer Mehr, Höher, Schneller und Weiter! Karl Marx hatte mit seiner Wirtschaftskritik neben den Produktionsmitteln und dem Kapital einen zentralen Faktor vergessen: Die fossilen Energieträger! Seinen Abhandlungen fehlen, welche Auswirkungen es für Länder hat, wenn fossile Energien in die Hände von Despoten gelangen!

Die Wildbeuter (ca. 10.000 v.Chr.):
erbeuteten Energie in der Natur mit Muskelkraft
Landwirte der Agrargesellschaft (vor 18.Jhd.):
Bauen Energie durch Viehzucht und Ackerbau an
1., 2. und 3. industrielle Revolution (ab 18.Jhd.): Erzeugen Energie über Mechanisierung, Automation und Energieverbrennung
Energieproduktion: ca. 5.000 KCAL / Kopf und Tag ca. 10.000 KCAL / Kopf und Tag ca. 230.000 KCAL / Kopf und Tag
Fridays For Future
FFF (B.Holtz 2019)

John F. Kennedy:

„Es ist das Schicksal jeder Generation,
in einer Welt unter Bedingungen leben zu müssen,
die sie nicht geschaffen hat.“

Die jeweils junge Generation beginnt niemals ganz von vorne, sondern knüpft immer dort an, wo die andere zuvor gerade steht. Auch die heutige, neue Generation wird in diese Welt also irgendwie „hineingeboren“. Sie lernt von den älteren Menschen und deren Praktiken. Dazu setzen junge Menschen deren Werkzeuge ein und versuchen sie so auch weiterzuentwickeln. Diese gemeinsame Welt nennen wir Kultur. Kultur findet zuhause statt, in der Schule genauso wie in Unternehmen und politischen Parteien.

Was uns hier und in der Gesellschaft gegenwärtig ganz generell beschäftigen ist die Frage: Was ist, wenn die Kultur der Vorgängergeneration nicht lebensdienlich ist? Was ist, wenn die Werkzeuge dieser Kultur dazu genutzt werden, die Welt kaputt zu machen? Geht das dann in dieser Dysfunktionalität einfach so weiter? Diese Fragestellung brennt mir und der jungen Generation spätestens nach dem Klimaabkommen von Paris 2015 unter den Nägeln. Gesellschaftlich erst richtig relevant wurde sie, nachdem uns Greta Thunberg und Fridays for Future seit 2018 diese Dysfunktionalität unseres Handelns zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziel von Paris vorwarfen.

Durch die Proteste von FFF wurde als Reaktion z.B. dann das Klimaschutzgesetz 2021 erlassen. Das zeigte: Die alte, fossile Kultur ist tatsächlich destruktiv und muss überwunden werden. Doch wir schaffen es nicht sie abzustellen. Und das, weil wir uns immer noch an den Handlungsprämissen der fossilen Kultur festhalten. Das werfen uns die Kliachützer*Innen zurecht vor. Um diesen Irr-Weg gemeinsam zu verlassen und für kommende Genertionen wieder Zukunft zu ermöglichen, müssen wir gänzlich neue Werkzeuge für die Kultur der Lebendigkeit erschaffen. Diese zu erreichen und meinen Kunden die Chancen aufzuzeigen ist die wesentlichste Handlungsprämisse für meine Tätigkeit bei Atum!

Yoga

In der Ruhe liegt die Kraft

Doch wenn wir erkannt haben, dass die Zerstörung der Natur umgekehrt werden muss und stattdessen die Kraft und Erneuerbare Energie der Natur die Triebfeder in der anbrechenden Kultur der Lebendigkeit sein muss, was ist dann das anders- und einzigartige dieser natürlichen Kraft? Zunächst muss man verstehen: Keine Energieform ist nicht erneuer- bzw. wiederholbar. Die Kraft der Natur ist überall. Und sie wird nie versiegen. Fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl entstanden aus Photosynthese, bei der über Wasser, CO2 und Sonnenlicht Biomasse entstand, die über Bakterien zersetzt wurde. Dieser Prozess kann sich durchaus noch einmal wiederholen. Deshalb sind auch fossile Energien erneuerbare Energien. Sie benötigen jedoch bis zu Ihrer Reife & Regeneration Millionen von Jahre.

Heute denken wir, dass diese fossilen Energien ohne Pause Energie liefern. Doch die Kraft der Natur hat Höhen und Tiefen. Das fängt bei der Muskelkraft an. Nach der Arbeit kommt der Schlaf. Ruhephasen haben eine Qualität die Lebenswichtig sind. Sie wirken belebend, auch wenn sie nicht als Bewegungs- und Arbeitsenergie wie in der fossilen Kultur zur Verfügung stehen. Ruhe ist also eine Form der Energie. Und Ruhe ist eine wichtige Ressource, um den Weg aus der Ruhelosigkeit mit unserem ständigem Konsum- und Bewegungsdrang zu entkommen. Dieses dynamische Auf- und Abschwellen der Energie konnte bisher dadurch überspielt werden, dass über Millionen von Jahren die Energiedichte der fossilen Brennstoffe anschwoll. Mittlerweile sprudelt sie nur so dahin. Schalter an! Dadurch konnten wir pausenlos arbeiten, fahren, fliegen und konsumieren.

Ich denke dass dieses Verhalten wider-natürlich ist und zukünftig keinen Bestand mehr hat. Diese Erkenntnis ist gerade in einer Phase des allgegenwärtigen Ausbrennens (Burn Out) der Menschen und seiner natürlichen Umwelt wichtig zu bemerken! Ruhephasen kommen auch mit einer der wesentlichsten Forderung für das Atum-Energiemanagement zusammen: Der Reduktion der absoluten Energie- und Ressourcenmenge durch Ruhephasen! Lieber einmal nichts Tun oder wirtschaftlich Schrumpfen, um die eingesparten Ressourcen nicht [hier] durch einen Rebound-Effekt wieder an anderer Stelle weg zu konsumieren.

Das Energiethema neu organisieren:

Die Ausbeutung der Welt ist organisiert. Das müssen wir uns immer klar machen. Deshalb müssen wir unser grundlegendes Organisationsverständnis ändern.
Dazu folgende Aufstellung:

Organisations-

verständnis:

Fossile-Energie-

Wirtschaft:

 

Umwelt-Energie-

Wirtschaft:

Ressourcen ausbeuterisch (lebens-)bewahrend
Energiestrom verzehrend, konstant, verschmutzend regenerativ, dynamisch, sauber
Arbeitsstruktur zentralistisch, hierarchisch dezentral, partizipativ, egalitär
Markt besitzend, privat teilend, gemeinsam
Atum Energiemanagement GmbH

Die strategischen Ziele von Atum sind wie folgt definiert

  1. Die Erde muss als lebenswerter und lebendiger Ort bewahrt werden!
  2. Das fossile Zeitalter ist zu Ende! Der Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft längst beschlossen.
  3. Unsere fossile Konsum- und Bewegungskultur ist von gestern!
  4. Menschen können den Ausstieg daraus durch Energieeffizienz, Erneuerbare Energien (EEEE) und Suffizienz gut hinbekommen.
  5. Der absolute Energie- und Ressourcenbedarf muss durch Suffizienz / Genügsamkeit schnell runter! Er kann durch EEEE nicht nachhaltig fortgeführt werden.
  6. Ein Weiterso im fossilen Wirtschaftsdenken ist nicht hinnehmbar, da wir so unser Haus kaputt machen.
  7. Der Irr-Sinn des fossilen Wirtschaftsmodells ist das größte, strategische Risiko!
  8. Wir brauchen Leitbilder für die Kultur der Lebendigkeit. Diese müssen wir aktiv aufbauen!
  9. Diese Kultur muss politische Parteien, Unternehmen und andere Organisationen aller Art durchdringen! Denn es gilt bis heute: Die Ausbeutung der Welt ist organisiert!

Technisch (und kulturell) ist alles möglich. Man muss es nur wollen!

Ihr

Benjamin Holtz

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Kommentare

Kommentar von Dr.Sylke Holtz |

Ich war in der letzten Zeit schon sehr traurig, dass der Spruch von L. Tolstoi wohl gleichbleibend die richtige Beobachtung des Verhaltens der Menschen sei.
Wenn ich aber solche Artikel lese wie gerade in Atum, dann keimt doch Hoffnung. Wenn eine nicht ganz kleine Schar an jüngeren Leuten sich so engagiert und an / in die Öffentlichkeit geht, dann steckt das an und eine neue Lebensweise kann doch zu einem breiten Strom werden.
Greta hat die Samen gesetzt und jetzt geht es weiter mit Macht...... Ja, das ist möglich!....

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