Bauphysikalische Mythen
Durch Artikel dieser Art wird leichtfertig kommuniziert, dass die Energetische Sanierung unwirtschaftlich sei und die verwendeten Dämmstoffe mehr Schaden anrichten, als dass sie gutes im Sinne der Energieeffizienz, bzw. des Feuchteschutzes tun. Es entstehen Mythen wie die, dass Wände mit einem Wärmedämmverbundsystem nicht mehr atmen.
Journalistisch halte ich den Artikel für bedenklich, da dem Leser zuanfangs suggeriert wird, dass es sich um eine aktuelle und durch mehrere Studien belegte Interpretation der Energetischen Sanierung handele. Tatsächlich wird auf eine Studie verwiesen, die vor 27 Jahren erstellt wurde. Eine Behauptung, die der Leser zudem nicht nachvollziehen kann, da diese Studie weder verlinkt, noch zitationswürdig genannt wird. Ein Vorgehen, dass dem Artikel durch einen Mangel an Aktualität und Fundierung keine wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit verleiht. Wenn man bauphysikalisch argumentiert, sollte dies jedoch gewährleistet sein.
Gestützt durch die Aussage des Hessischen Ministriums für Umwelt und Energie, bzw dem Institut für Wohnen und Umwelt (IWU), ist eine Fassadendämmung durch ein WDVS aus Gründen des Wärmeschutzes rundum positiv zu bewerten. Das gilt nicht nur für den Wärmeschutz im Winter, sondern auch für den Hitzeschutz im Sommer. Denn neben der Tatsache, dass ein WDVS das Überhitzen der Innenräume durch einen Schutz vor Erwärmung der Außenwand verhindert, hilft es, im Winter 75 % der Heizenergie einzusparen. Die Energie, die durch Soneneinstrahlung auf einer Südwand ohne Wärmedämmung gewonnen wird, macht hingegen nur 4-5 % der insgesamt notwendigen Heizenergie aus.
Zudem ist es nicht nachvollziehbar, dass der Artiikel die Energieberechnung des Heizenergiebedarfs pauschal in Frage stellt, da er nie - so der Autor - mit dem tatsächlichen Verbrauch überein stimmt. Zwar ist die Beobachtung richtig, aber nicht die Schlußfolgerung. Vielmehr sind die Gründe einer Abweichung vom Heizenergiebedarf zum tatsächlichen Energieverbrauch bei einer nach den Richtlinien der Bafa durchgeführten Energieberatung (Siehe Musterbericht Punkt 1.4 Verbrauchsabgleich) vom Berater immer nachzugehen und dem Kunden mitzuteilen. Die Gründe liegen nicht in einer falschen Berechnung, sondern liegen in nutzverspezifischen Verhaltenswiesen oder aber oft auch an einer unsachgemäßen Durchführung energetischer Sanierungsmaßnahmen.
Es entspricht nicht den Tatsachen, dass die geplante Verschärfung der EnEV eine zusätzliche Erhöhung der Dämmstärken bewirkt. Tatsächlich ist es so, dass der EnEV Referenten-Entwurf, der sich gegenwärtig im Umlauf befindet, von einer Senkung des zulässigen Primärenergiebedarfs für Neubauten um 12,5 % ausgeht. Bestandsgebäude sollen von der Verschärfung ausgenommen werden! Zudem bedeutet eine Verschärfung des Primärenergiebedarfs in erster Linie, dass die "Energiemenge, die durch vorgelagerte Prozessketten außerhalb der Systemgrenze [des Gebäudes] bei der Gewinnung, Umwandlung und Verteilung des Energieträgers benötigt wird" (Siehe Link Primärenergie) eingespart werden soll. Das geschieht in erster Linie über den Einsatz erneuerbarer Energien. Die Dämmung hat damit nur sekundär zu tun.
Zudem behauptet der Autor des Berichtes, dass Dämmstoffe "in aufwändigen Schmelzverfahren produziert [werden], bei denen massiv Strom benötigt" wird. Hierin sieht er einen Widerspruch in den CO² Einsparzielen der Bundesregierung. Diese Argumenataionsweise ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Die durch die Herstellung von Baustoffen verbrauchte Energie (sog.‚Graue Energie‘), sollte immer explizit in die Berechnungen durch sog. 'EPD – Environmental Product Declaration' einfließen. Hier gibt es Tabellen, die eine Auskunft für alle Baustoffe über die eingesetzte 'Graue Energie' geben. Unter einer Vielzahl von Baustoffen für WDVS-Systeme gibt es viele, die aus erneuerbaren Ressourcen gefertigt werden (z.B. Holzfaserdämmstoffe). Atum ist daran gelegen,diesen Baustoffen aus ökologischer Sicht den Vorrang vor energie- und ressourcenintensiven, anorganischen Baustoffen zu geben.
Ich habe mit Atum das kommunikative Problem der 'Bauphysikalischen Mythen' identifiziert und biete unseren Kunden über das Green Asset Management an, sich dem Thema mit der nötigen Betrachtungstiefe sachlich orientiert zu nähern. Dazu biete ich in Beratungsgesprächen und Vorträgen fundierte Informationen und eine differenzierte Sichtweise zu den komplexen Themen der Eneregtischen Sanierung an.
Das Thema ist eines, dass mit Sachverstand behandelt werden muss. Damit findet eine klare Abgrenzung zu den bauphysikalischen Mythen über die energetische Sanierung statt, die in Beiträgen dieser Art Verbreitung finden.
Denn Mythen, um Ernst Cassirer an dieser Stelle zu zitieren, unterscheiden nicht zwischen unterschiedlichen Realitätsstufen der menschlichen Wahrnehmung.
Somit auch nicht zwischen Vorgestellter und wirklicher Wahrnehmung...Atum konzentriert sich dagegen auf die Wirklichkeit.
Benjamin Holtz
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